rbn

@rbn@sopuli.xyz

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rbn ,

Ich würde ehrlich gesagt kein höheres politisches Amt in Deutschland machen wollen. Man wird permanent angefeindet (und damit meine ich nicht die berechtigte Kritik), hat nie richtig frei und das Gehalt ist jetzt auch nicht so gut, dass es den Stress wert wäre.

rbn ,

Bei mir lag es auch am Werbeblocker. Danke für den Hinweis.

rbn ,

Verbrenner Aus kann man im weitesten Sinne ja auch als Aufruf zur weiteren Elektrifizierung der Bahn sehen. Auch an den größeren Bahnhöfen stehen ja leider immer noch desöfteren Dieselloks und stinken alles voll. Wenn man da länger stehen muss, finde ich die Luft teils echt hart an der Grenze.

rbn , (Bearbeitet )

Doch ich glaube, dass das System tatsächlich so schrottig war. Ich hatte gestern Morgen teilgenommen und wollte nachmittags nochmal den aktuellen Stand anschauen. Obwohl ich zwischenzeitlich weder Cookies gelöscht hatte, noch IP gewechselt noch sonst was, wurden mir direkt wieder die Buttons zum abstimmen gezeigt. Es gab auch gar keine Möglichkeit, den aktuellen Stand zu sehen ohne noch ein weiteres Mal abzustimmen. Ich glaube, hier waren richtige Dillentanten am Werk.

rbn ,

Wir wollen die Anarchie. Wir wollen Freiheit und Autonomie für alle ohne Herrschaft und Grenzen.

Ernsthafte Frage, da ich wenig Ahnung von der Bewegung habe: Wie stellt man in einem herrschaftslosen System sicher, dass die grenzenlose Freiheit der einen nicht die grenzenlose Freiheit der anderen eingeschränkt? Gibt es trotzdem Regeln, an die sich alle halten müssen? Wer entscheidet in Grenzfällen, was regelkonform ist und was nicht und wer setzt die Einhaltung der Regeln durch, wenn es keinen Staat gibt?

Ich als Nicht-Anarchie-Insider kann mir nur schwer vorstellen, wie Anarchie im großen Maßstab, also beispielsweise für eine ganze Gesellschaft funktionieren soll, wenn die Ansichten und Wertvorstellungen der Individuen so weit auseinandergehen, dass ein Zusammenleben schon mit Regeln schwierig ist.

rbn ,

Danke für deine Antwort und die Links. Ich habe die Artikel mal grob durchgelesen aber leider noch nicht so ganz die Antworten gefunden, für meine größten Fragen. Die Seiten beschreiben meist kleine Strukturen wie Nachbarschaften und zeigen Lösungsansätze für bestimmte Konflikte auf. Was aber passieren soll, wenn diese Wege nicht funktionieren, ist nicht beschrieben (bitte korrigieren, falls doch).

Community accountability

Hier steht aus meiner Sicht leider GAR nicht, WIE genau der Ansatz funktioniert, sondern nur, was man sich davon verspricht.

Restorative justice

Hier ist das Ziel, dass ein Regelbrecher oder Täter anstelle einer Strafe dafür verantwortlich ist, den Schaden wieder gut zu machen und eine Einsicht über das Fehlverhalten zu erzielen. Bei Schulhofprügeleien oder ähnlichen Delikten kann ich mir das ja noch als ersten Schritt vorstellen. Bei Wiederholungstätern wirkt es dann für mich aber eher naiv. Was, wenn jemand immer wieder zuschlägt, stiehlt, vergewaltigt oder gar mordet? Bei schlimmen Verbrechen halte ich kompletten Verzicht auf Gewalt oder Zwang für etwas naiv. Auch wenn man grundsätzlich an das Gute im Menschen glaubt, wird es immer Ausnahmen geben, denen man mit härteren Mitteln begegnen muss.

Transformative Justice

Klingt für mich ebenfalls nach einem Konzept bestimmte Angelegenheiten ohne Beteiligung des Staates oder der Polizei innerhalb einer Gemeinschaft intern zu lösen und idealerweise bereits mit Präventionsarbeit zu verhindern.

Alle drei Modelle haben sicher interessante Aspekte und ich bin überzeugt, dass es für alles auch passende Anwendungsfälle gibt. Ich sehe aber nach vor Probleme bei Skalierbarkeit und Eskalationsstrategien. Was bei einer (zu einem gewissen Grad) homogenen Community funktioniert, lässt sich aus meiner Sicht nicht auf eine heterogene und teils tief gespaltene Gesellschaft übertragen. Und was tun, wenn die Ansätze mal nicht funktionieren?

Wenn ich "Anarchie für alle" lese, verstehe ich das als Forderung für die gesamte Gesellschaft. Da Staaten abgelehnt werden, nicht nur für die eines Landes, sondern für die gesamte Welt.

Wenn man die Welt mit all ihrer kulturellen, sozialen und geographischen Diversität einfach ohne Staaten und Exekutivgewalt der Selbstverwaltung überlässt, würde ich nicht "Freiheit für alle", sondern eher "nur der Stärkste überlebt" erwarten.

rbn ,

Zwischenstaatlich würde ich den Status Quo international auch als Herrschaft der Stärksten ansehen. Da stimme ich dir zu. Aber internationale Konflikte sind ja auch nicht innerhalb eines Staates mit einem System. Aber siehst du das auch innerhalb der ganzen Staaten so?

Bei Diktaturen kann man das sicher so sehen aber innerhalb Deutschlands zum Beispiel finde ich jetzt die Gesetzgebung nicht fundamental kaputt. Für Ordnungswidrigkeiten oder kleinere Straftaten wird da in der Regel nicht gleich mit Gewalt eingegriffen. Wer falsch parkt, im Klamottenladen einen Pullover klaut oder jemanden beleidigt hat, wird von der Polizei normalerweise nicht verprügelt. Klar, freidrehende Polizisten gibt es, die ihre masochistische/rassistische/menschenverachtende Ader im Beruf ausleben aber ich denke, solche Menschen wird es leider immer geben - auch in einer hypothetischen Anarchie.

Der Staat gibt ein einheitliches Regelwerk vor, das dann eigentlich für alle gleichermaßen gelten sollte und auch der Strafrahmen (Bußgelder, Sozialstunden, Haft) sollte gleich sein. Von der Theorie finde ich solche zentral beschlossen und universell gültigen Regeln erstmal besser als wenn jeder Hinz und Kunz nach eigenem Ermessen entscheidet was Recht und Unrecht ist.

Auch gibt es in Deutschland doch auch viele "mildere" Organe neben der Polizei, die Regelverstöße ahnden oder verhindern sollen: Ordnungsamt, Schiedsleute, Schlichtungsstellen, Drogenberatung, Sozialarbeiter, Therapeuten uvm.

rbn , (Bearbeitet )

steht eigentlich immer bei jeder Interaktion mit dem Staat am ende die Androhung von Gewalt und Freiheitsentzug

Das würde ich unterschreiben. Aber was ist die Alternative dazu? Ich meine, in einem der weiter oben verlinkten Artikel gelesen zu haben, dass als letzte Konsequenz der Ausschluss aus der Gemeinschaft droht.

Aber was bedeutet das konkret? Wenn es keine Staaten mehr gibt und die ganze Welt eine Anarchie, wo hört die Gemeinschaft dann auf? Wieso sollte man die Problemfälle "woanders" wollen? Was, wenn sich die Problemfälle weigern, zu gehen?

Ich würde sagen, dass es in der Natur einer Regel liegt, dass sie nur so stark ist, wie die ultimative Konsequenz, wenn man dagegen verstößt. Wenn bei Verstoß gegen Tempolimits nur ein kleines Bußgeld droht, wird das Tempolimit für einen Großteil der Bevölkerung zu einer nett gemeinsamen Empfehlung. So schnell, dass ggf. der Führerschein weg sein könnte oder gar Haft droht, fahren aber wiederum zum Glück die wenigsten.

Ist die Furcht (vor Strafe) nicht irgendwo ein probates Mittel, Menschen davon abzuhalten, ihren niederen Trieben (Gier, Wut, Verachtung, Ignoranz, Egoismus ...) nachzugeben? Früher hat man dafür oft die Religion instrumentalisiert ("Sünder kommen in die Hölle") aber in einer zunehmend atheistischen Gesellschaft, braucht es meiner Meinung nach schon irgendeine Form von weltlicher Strafe. Selbst wenn präventive Appelle an die Moral vielleicht in den meisten Fällen ausreichen würden, braucht man sie doch zumindest da, wo sie es eben nicht tun.

ist der staatliche Machtapparat mit der immer unterschwellig angedrohten Gewalt genau diese Herrschaft der Stärksten

Schon aber ist der "Stärkste" im Fall einer (funktionierenden) Demokratie nicht der mehrheitlich gefundene Konsens? Die Exekutive führt den Willen der Gesellschaft ja nur aus.

Durch Kapitalismus, Lobbyismus usw. verschiebt sich dieses Kräftegleichgewicht natürlich zugunsten der Reichen. Dies kann und sollte man meines Erachtens zurecht kritisieren aber nur weil der Apfel ein paar faule Stellen hat, muss man ja nicht gleich den ganzen Baum fällen.

Ich hätte im Anarchismus weniger ein Zukunftsmodell, sondern eher die Urform aller unserer modernen Staatsformen gesehen. Mit der immer weiter (zusammen)wachsenden Menschheit, stieß der Ansatz aber an seine Grenzen und es haben sich neue Wege der Entscheidungsfindung für die Gesellschaft herauskristallisiert. Auch angesichts der komplexen Prozesse und Zusammenhänge heutzutage, würde ich sagen, dass es einem einzelnen Menschen heute gar nicht mehr zuzumuten ist, die Folgen des eigenen Handelns zu überblicken und einfach selbstbestimmt und freiheitlich "das Richtige" zu tun.

rbn ,

Ist es nicht vielmehr so das wenn man jedem einzelnen mehr Entscheidungsfreiheit lässt, diese vermutlich besser beurteilen können was für ihn oder sie und deren direkte Umgebung am Besten ist?

Doch, was für einen selbst am besten ist, weiß man wahrscheinlich schon. Leider ist die beste Lösung für einen selbst aber keineswegs immer die beste für die Gesellschaft. Während einer laufenden Konzerttournee hätten die wenigsten Musiker aus für mehr Kontaktbeschränkungen votiert. Nur wenige, die es sich leisten können, verzichten freiwillig auf Flugreisen oder das eigene Auto. Beim Essen siegen Geschmack und Gewohnheit über Nachhaltigkeit. Preis wird bei den meisten Kaufentscheidungen höher gewichtet als ethische oder nachhaltige Aspekte.

In all diesen Fällen siegt im Alltag leider oft der Egoismus über das Gemeinwohl. Bei komplexen Themen braucht es aber gar nicht mal egoistische Motive, um die falsche Entscheidung zu treffen. Angesichts des immer stärker werdenden Populismus mit einfachen Antworten hat da definitiv auch die Demokratie Nachholbedarf. "Jeder wie er will" halte ich aber dafür noch anfälliger. Die Demokratie zwingt uns zumindest zu einem gewissen öffentlichen Diskurs. Bei Anarchie wäre meine Befürchtung, dass die Fraktion "do your own research" mit ihren alternativen Fakten noch mehr Aufwind bekommt.

also das der Pöbel zu dumm ist um einen Staat zu lenken

Das sehe ich tatsächlich in vielen Themen so und ich würde mich selbst da bei "Pöbel" mit einreihen. Ich würde mich selbst nicht als dumm oder ungebildet ansehen aber es gibt so viele Themengebiete in dieser Welt, da überlasse ich wichtige Entscheidungen lieber einem Expertengremium, die sämtliche Konsequenzen überblicken und die Fürs und Widers gegebenenfalls abwägen können. Auch wenn das Ergebnis für mich nicht immer vorteilhaft und auch nicht immer nachvollziehbar ist, bin ich trotzdem überzeugt, dass für die gesamte Gesellschaft eine passablere Lösung rauskommt, als wenn jeder selbst entscheidet.

Aktuelles Beispiel wäre das Balkonkraftwerk. Als Halblaie auf dem Gebiet wären mir natürlich größere Freiheiten und weniger Regulierung lieber. Wenn aber dafür, dass ich 1500 statt 800 Watt anschließen darf, woanders die Häuser (inklusive der unbeteiligten Nachbarschaft) abbrennen, dann lasse ich mich lieber einschränken, auch wenn meine Elektroinstallation die größere Anlage problemlos verkraften könnte.

rbn , (Bearbeitet )

Da es eine Anarchie im großen Stil bislang nicht gibt, sollten wir aus Fairnessgründen alle Ansätze rein theoretisch vergleichen. Für mich ist "grenzenlose Freiheit für jeden" eine völlig utopische Forderung. Sobald eine gewisse Diversität in einer Gesellschaft existiert, wird es nicht nur vielfältige, sondern auch widersprüchliche Wünsche und Forderungen geben. Realistischer finde die Forderung nach möglichst viel Freiheit für jeden und noch wichtiger möglichst gleich viel Freiheit für jeden.

Die Demokratie finde ich da auf theoretischer Ebene einen ziemlich guten Ansatz. Jeder startet mit dem gleichen Stimmrecht und es wird gemeinsam entschieden, in welchen Bereichen des Lebens dem Individuum mehr und wo weniger Freiraum gelassen werden sollte. Und die demokratisch legitimierte Exekutive hat die Aufgabe, die Einhaltung dieser Rahmenbedingungen auch dann sicherzustellen, wenn zwischen "Täter" und "Opfer" Kräfteungleichheit herrscht. Also dass Person A ihr Recht auf Freiheit auch dann durchsetzen kann, wenn Person B, die selbiges einschränken will, zwei Köpfe größer und stärker ist.

In der Praxis hat unsere deutsche Demokratie sicher Schwächen (Korruption, Lobbyismus, rassistische Polizisten...) aber das sind für mich jetzt erstmal a) alles Probleme, die es in jedem System geben kann und b) glaube ich nicht, dass wir schon alle Gegenmaßnahmen ausgeschöpft haben. Es ist also noch Luft nach oben für die Demokratie.

rbn ,

Interessenskonflikte zwischen Gruppen weiter flussaufwärts und Gruppen die eher am Ende des Flusses liegen

Das finde ich eine schöne Metapher. Wie schon an anderer Stelle geschrieben, könnte ich mir hier auch sehr gut vorstellen, dass es in so einem begrenzten Anwendungsfall gelingen kann, gemeinsam eine Lösung zu finden, mit der alle Beteiligten glücklich sind (oder wäre es dann nicht eher schon Demokratie statt Anarchie?).

In einer Anarchie sehe ich allerdings außer Moral und Nettigkeit keinen Grund, wieso die "Flussaufwärts-Gruppe" auf die Wünsche der 9 Nachfolger eingehen müsste. Wenn diese erste Gruppe also beschließt, verschwenderisch mit der Ressource umzugehen und auch nicht auf Reinhaltung des Wassers zu achten, dann fehlt mir das Druckmittel für diejenigen, bei denen dann statt des klaren Nasses nur noch eine schäbige Kloake ankommt. Nicht immer helfen Appelle und Bitten. Wenn diese Gruppen nichts im Austausch anzubieten haben, sind sie der ersten völlig ausgeliefert. Oder sie gebrauchen Gewalt.

In einer Demokratie hätten alle Beteiligten das gleiche Stimmrecht und auch wenn Gruppe 1 weiterhin egoistisch entscheidet, könnten die 9 anderen diese überstimmen und die Exekutive wäre für die Durchsetzung des Beschlusses verantwortlich. Wenn sie erste Gruppe sich weigert, bei dem demokratischen Beschluss "mitzuspielen", so endet es womöglich in Zwang oder Gewalt, ja. Aber trotz allem finde ich den Sieg des Mehrheit dann besser als meine Vorstellung von Anarchie.

Oder was sehe ich hier falsch? Wie würde eine ideale Anarchie das Problem mit Gruppe 1 hier lösen?

rbn ,

alle Umfragen zeigen das die Bevölkerung bei wichtigen Themen weit aus kompromissbereiter und auch "opferbereiter"

Hast du da Links zu?

Vielleicht wohne ich in einer schlechten Gegend aber in meinem Alltag (anekdotische Evidenz ;)) begegnen mir leider häufig die immer selben dummen Stammtischparolen bei Themen, die ich als zentral einschätze. Egal ob Klimawandel, Migration oder Sozialpolitik. Die beliebtesten Argumente sind leider oft die, bei denen "die anderen Schuld" sind und man selbst "wie immer schon" weitermachen kann. Klar sind diese Leute von Populismus indoktriniert aber ich denke, dass die Leute eben genau diese einfachen Antworten suchen. Man sucht nicht ergebnisoffen nach einer Lösung für ein Problem, sondern definiert das Problem solange um, bis als optimale Lösung das gewünschte Ergebnis (meist Status Quo) herauskommt.

jeder Einzelne nur oder meist egoistisch handelt lässt sich nicht empirisch belegen und ist ehrlich gesagt ein sehr menschenverachtendes Weltbild

So weit würde ich nicht gehen, nein. Aber selbst wenn nur einige wenige nur ab und zu rein egoistisch handeln, reicht das doch schon aus, um es für alle anderen zu verderben. Und in dem Punkt sind wir ja uns denke ich auch einig, zum Beispiel...

die derzeitige Elite, die bei allen wichtigen Themen massiv auf der Bremse steht oder sogar noch kontraproduktiv alles schlimmer macht

Diese Menschen wären ja, wenn morgen die weltweite Anarchie ausgerufen würde, nicht plötzlich weg, sondern würden ja weiterhin versuchen die Gesellschaft zu ihrem eigenen Vorteil zu verdrehen. Und um sowas zu verhindern, bräuchte es aus meiner Sicht eher mehr Regeln als mehr Freiheiten.

rbn ,

Vielleicht bin ich auf dem Holzweg unterwegs aber beschreibst du da jetzt nicht eher eine Unterform der Demokratie statt Anarchie?

Subsidiaritätsprinzip heißt ja, dass Probleme bevorzugt auf niedrigerer Ebene gelöst werden sollen, bevor sie an die nächste Instanz weitergereicht werden. Diese höher gelegene Instanz gibt es doch im Anarchismus gerade nicht, oder zumindest habe ich das bislang so verstanden.

Subsidiaritätsprinzip laut BPB...

Prinzip, nach dem eine höhere staatliche oder gesellschaftliche Einheit erst dann helfend eingreifen und Funktionen an sich ziehen darf, wenn die Kräfte der untergeordneten Einheit nicht ausreichen, die Funktion wahrzunehmen.

Wikipedia zu Anarchie...

Grundsätzlich bedeutet Anarchie die Aufhebung hierarchischer Strukturen

Und auch wenn ich Basisdemokratie in Kombination mit Anarchismus suche, wird das eher nicht in einen Topf geworfen werden, da ja auch Basisdemokratie eine Form von Herrschaftssystem sei. Zum Beispiel hier...
https://anarchistischebibliothek.org/library/jorg-bergstedt-anarchie-oder-basisdemokratie

rbn ,

Danke für die Links. Beides sind interessante Quellen, die mir helfen, die Idee besser zu verstehen. Auch wenn mir das Konzept Anarchismus nach wie vor sehr fremd erscheint. Von dem, was ich bis jetzt so gelesen habe, setzt man beim Anarchismus sehr stark auf das "Gute". Man geht davon aus, dass Menschen rücksichtsvoll, dialogbereit, offen für Kompromisse, intelligent, rational und einsichtig sind.

Beispiel aus der FAQ:

it. If a minority really objects, they can use direct action to put their point across. But anarchists argue that rational debate among equals will not result in too much of that.

Ich will unserer Spezies diese Attribute auch gar nicht absprechen. Aber ähnlich wie beim Programmieren gehört für mich zu jedem "Idealfall" auch die Frage nach dem "Worst Case". Sich darauf zu verlassen, dass meistens oder gar immer alles gut geht, empfinde ich als naiv und es widerstrebt mir irgendwie, das als potentiell funktionierendes Konzept anzuerkennen.

Zu Kropotkins Buch steht in der deutschen Wikipedia:

Die Thesen herkömmlicher sozialdarwinistischer Auffassungen kritisierend, stellt er dem Kampf ums Dasein das Konzept der Gegenseitigen Hilfe gegenüber und sieht beide zusammen als Faktoren der Evolution.

Im Menschen steckt das "Gute" aber eben auch das "Böse". Zu jedem IF gibt es auch ein ELSE. Menschen sind auch egoistisch, irrational. und manchmal einfach schlecht gelaunte Arschlöcher. Und das beschränkt sich meiner Meinung nach nicht auf einige schwarze Schafe, sondern betrifft uns alle. Den einen mehr, den anderen weniger.

Eine Welt in der sich alle (nach ein paar Gesprächsrunden) einig sind, finde ich zwar eine schöne Vorstellung aber das steht in so krassem Gegensatz zu meinen bisherigen Erfahrungen, dass ich mir das einfach nicht vorstellen kann. Ich wäre schon heil froh, wenn Debatten in der Realität wenigstens halbwegs so gesittet und konstruktiv ablaufen würden, wie diese hier. Selbst wenn man am Ende nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommt. Aber meiner Erfahrung haben viele Menschen gar keine Lust, sich überhaupt tiefer mit einem Thema zu beschäftigen, sich auf eine Diskussion einzulassen, werden schnell unsachlich oder persönlich.

Da finde ich es dann irgendwie besser für alle Beteiligten, wenn diese Menschen einen Repräsentanten bestimmten können, dem diese Art der Kommunikation liegt und der ihre Interessen vertritt und dann gemeinsam mit anderen Gesandten einen für alle verbindlichen Kompromiss aushandelt.

rbn ,

Von den verschiedenen "Varianten" der Anarchie, die hier erklärt oder verlinkt wurden kann ich mit der, die du beschreibst, am meisten anfangen. Ich würde es aber (als Laie!) ähnlich wie punkisundead so einschätzen, dass du damit schon relativ weit von purer Anarchie entfernt bist.

Was du beschreibst ist für mich eher relativ "normale" Demokratie. Der föderalistische Gedanke ist ja sogar in der deutschen Demokratie relativ stark verankert. Als kleinste Einheit dann im Prinzip die einzelnen Haushalte ("Familienrat") und von dort ausgehend dann in verschiedenen Dimensionen hierarchisch nach oben. Bei der Legislative dann von Gemeinderat, Stadtrat, Landtag, Bundestag, EU-Parlament. Analog bei der Judikative dann die verschiedenen Gerichte, wo es mit (eingeschränkten Befugnisse) ja sogar bis zu internationalen Institutionen geht.

Der Hauptunterschied zum aktuellen, deutschen System wäre nach meinem Verständnis, dass es keine gewählten, längerfristige Repräsentanten mehr gibt, sondern Mandate relativ spontan und Von den verschiedenen "Varianten" der Anarchie, die hier erklärt oder verlinkt wurden kann ich mit der, die du beschreibst, am meisten anfangen. Ich würde es aber (als Laie!) ähnlich wie punkisundead so einschätzen, dass du damit schon relativ weit von purer Anarchie entfernt bist.

Was du beschreibst ist für mich eher relativ "normale" Demokratie. Der föderalistische Gedanke ist ja sogar in der deutschen Demokratie relativ stark verankert. Als kleinste Einheit dann im Prinzip die einzelnen Haushalte ("Familienrat") und von dort ausgehend dann in verschiedenen Dimensionen hierarchisch nach oben. Bei der Legislative dann von Gemeinderat, Stadtrat, Landtag, Bundestag, EU-Parlament. Analog bei der Judikative dann die verschiedenen Gerichte, wo es mit (eingeschränkten Befugnisse) ja sogar bis zu internationalen Gerichten geht.

Der Hauptunterschied zwischen deinem und dem aktuellen, deutschen System wäre nach meinem Verständnis, dass es keine gewählten, längerfristige Repräsentanten mehr gibt, sondern Mandate nur spontan und immer wieder neu vergeben werden. Das stelle ich mir organisatorisch allerdings sehr herausfordernd vor. Bei der Vielzahl an Entscheidungen, die ständig auf allen Ebenen getroffenen werden müssen und bei denen jede Entität ein Initiativrecht hat, wüsste ich spontan nicht, wie man da systematisch arbeiten soll.

Wenn jemand in Dorf 15714 ein Anliegen hat, müssen ja erstmal ALLE Menschen an allen anderen Orten darüber informiert werden, um überhaupt festzustellen, wer sich dafür interessiert. Ob man sich für ein Thema interessiert ist dabei ja keineswegs trivial, da man als Außenstehender ja nicht immer alle Auswirkungen der Entscheidung überblicken kann.

Wenn man dann aus allen lokalen Communities diejenigen identifiziert hat, die sich für eine Abstimmung interessieren und die Verhandler bestimmt hat, müssen all diese Leute erstmal einen gemeinsamen Termin finden, sich kennenlernen, ein wenig Vertrauen aufbauen und sich eben auch thematisch einarbeiten in das Thema, bis dann endlich eine Entscheidung gefällt wird, die dann wiederum an alle kommuniziert und erklärt werden muss.

Wenn dann drei Tage jemand anderes im anderen Dorf 25822 ein artverwandtes Thema hat, kommen dann wieder ganz andere Leute zusammen, die dann ggf. nach der ganzen Einarbeitung eine widersprüchliche Entscheidung treffen (z.B. bei der ersten Entscheidung wird der Bau eines neuen Binnenhafens beschlossen und bei der zweiten, ein neuer Stausee, wodurch der Hafen nicht mehr erreichbar ist).

In meiner Vorstellung würde das in einem gigantischen Chaos enden, wo schlecht informierte Leute schlechte Entscheidungen treffen und dafür noch exorbitant viel Zeit benötigen. wieder neu vergeben werden. Das stelle ich mir organisatorisch allerdings sehr große herausfordernd vor. Bei der Vielzahl an Entscheidungen, die ständig auf allen Ebenen getroffenen werden müssen und bei denen jede Entität ein Initiativrecht hat, wüsste ich spontan nicht, wie man da systematisch arbeiten soll.

Im Gegensatz dazu sind Vollzeitpolitiker, die für einen längeren, aber beschränken Zeitraum gewählt werden, in meiner Vorstellung geradezu hocheffizient (zumindest in der Theorie ;)). Sie treffen regelmäßig zu festen Zeiten an festen Orten zusammen und haben einen festen Zuständigkeitsbereich. Sie können sich auf bestimmte Fachgebiete spezialisieren, kennen die Historie zu bestimmen Anliegen, wissen, was wann und warum vorher einmal entschieden wurde und können mehrere anstehende Entscheidungen bündeln.

Die Nicht-Politiker sind durch diese festen Strukturen stark entlastet. Sie können sich in der Politik mit den Themen beschäftigen, die sie interessieren, müssen aber nicht ihr ganzes Leben danach ausrichten. Sie können sich einbringen auf verschiedenen Ebenen und regelmäßig die verschiedenen Gremien wählen, können sich aber ansonsten auf ihr eigenes Leben, den eigenen Job, die eigene Familie konzentrieren.

Das Hauptproblem in unserem aktuellen System ist für mich weniger die Demokratie, sondern eher der ausartende Kapitalismus und in der Folge Korruption und Lobbyismus.

rbn ,

Dass im Kapitalismus sehr vieles falsch läuft, stimme ich zu und dass es dringend an der Zeit ist, da gegenzusteuern ebenfalls.

Ich weiß aber ehrlich gesagt nicht, ob ein System ohne Macht und ohne Machtgefälle wirklich realistisch ist. Macht entsteht ja ständig und überall, im Großen aber auch im Kleinen. Eltern haben Macht über ihre Kinder, Partner haben gegenseitig Macht übereinander, starke Menschen haben körperliche Macht gegenüber schwächeren, beliebte Menschen haben soziale Macht gegenüber Außenseitern.

Und obwohl das Machtgefüge dort nicht direkt vergleichbar ist mit dem zwischen einem Präsidenten oder Milliardär zu einem Obdachlosen oder Kranken, so kann auch diese Macht missbraucht werden, wenn es keine verbindlichen Regeln gibt. In unserem aktuellen System kommen die armen und schwachen schon zu kurz. Ob die in einer Gesellschaft ohne Regeln wirklich besser dran wären, kann ich mir nicht so recht vorstellen.

Nehmen wir mal an, es gäbe einen Menschen, der nicht besonders intelligent, nicht besonders stark, nicht besonders talentiert und auch noch unbeliebt ist. Wenn dieser arme Tropf dann auch noch krank wird oder in eine andere Notlage gerät, wie wäre in der Anarchie sichergestellt, dass ihm trotzdem Hilfe zuteil wird? In dieser Situation haben alle anderen Menschen - ob sie es wollen oder nicht - Macht über ihn. Sie haben sein Schicksal in der Hand, könnten ihm helfen aber auch einfach sterben lassen. Verbindliche Steuern, Sozialabgaben, Gesundheitssystem kann es ja eigentlich im Anarchismus nicht geben.

Vielleicht fehlt in meinem Kopf immer noch ein entscheidendes Puzzlestück, aber eine Welt ohne Regeln würde in meiner Vorstellung vor allem den Mächtigen nützen. Nicht umsonst schreien ja die meisten konservativen Parteien nach Deregulierung und Liberalisierung während die linken und grünen Strömungen mit ihren Ansätzen als "Verbotsparteien" verschrieben sind.

Gibt es zu dem Schilderbeispiel, das du angebracht hattest, Studien, die auf eine generelle Kausalität zwischen "weniger verbindliche Regeln" und "besserem miteinander" hindeuten? Und mal angekommen, dieser Zusammenhang ließe sich auf andere Bereiche übertragen, ist das deshalb gleichbedeutend mit "keine verbindlichen Regeln" und "bestem Miteinander"? Vielleicht sind auch nur einzelne Bereiche über das Optimum hinaus bzw. überreguliert.

Ansonsten könnte mir auch gut vorstellen, dass die Abwesenheit von Regeln für uns, die so an Regulierung gewöhnt sind, so überfordernd sein kann, dass wir schnell zu Überkompensation neigen. Gibt es beispielsweise an einem Gemüsestand eine Vertrauenskasse mit "pay what you want", so baut das denke ich vor allem dadurch so einen großen sozialen Druck auf, nicht geizig zu wirken, da das so selten vorkommt. Wenn es anonymer wird oder das Phänomen alltäglicher, so nimmt die Großzügigkeit relativ schnell ab ("Was, der Obdachlose will schon wieder Geld? Dem habe ich doch erst letztes Jahr 50 Cent gegeben.").

rbn ,

Ich habe jetzt schon wirklich einiges zu dem Thema gelesen, auch die von dir verlinkten Seiten und ich komme immer mehr dazu, dass Anarchismus nichts weiter ist als eine Sammlung steiler, unbelegter Thesen gepaart mit großen Visionen, die zumindest für mich zutiefst inkonsistent und widersprüchlich erscheinen. Ich hab's wirklich versucht aber entweder bin ich ignorant, zu dumm oder komplett indoktriniert. Oder eben der Anarchismus ist, wofür ich ihn halte.

Mal werden dann Mehrheitsentscheidungen propagiert, dann sind wieder alle Beschlüsse unverbindlich und freiwillig. Mal Gewaltlosigkeit und mal ein großer gewaltvoller Krieg, um die bestehenden Strukturen und Feinde zu zerstören. Alle Menschen haben die gleichen Rechte aber wer sich nicht ins anarschistische System einfügt, wird niedergeschlagen. Es wird sich frei gemacht von allen Hierarchien aber dann wieder von "unten nach oben" organisiert.

Es wird sich bei jedem Argument immer so gedreht, dass "Anarchismus = gut" und "alles andere = böse" herauskommen soll. Allein dieser totalitäre Anspruch ist mir schon zutiefst zuwider, als hätten nur die eigenen Gelehrten Kompetenz und alle anderen sind komplett auf dem Holzweg.

Wahrscheinlich ist es auch ein wenig prinzipbedingt, dass man ein System mit maximaler persönlicher Freiheit nicht klar und logisch konsistent definieren kann. Jedes Individuum legt es ein bisschen so aus, wie es ihm am besten gefällt.

Ich danke dir (wirklich!), für die Zeit, die du aufgebracht hast, mir das Konzept näher zu bringen aber ich denke, ich werde das Thema jetzt erstmal zu den Akten legen. Vielleicht schaue ich mir das alles dann in einigen Jahren frisch und unvoreingenommen noch ein weiteres Mal an.

rbn ,

Die sollen wenigstens mal irgendein Tempolimit einführen. Und wenn es 180 oder 200 ist. Ist nicht ideal aber wäre zumindest mal ein Anfang. Wenn man das dann schrittweise herabsetzt in den nächsten Jahren, ist der Widerstand nicht mehr ganz so hoch... Wie mit dem Frosch im Glas mit dem heißen Wasser.

rbn ,

Das ist doch in der Praxis gar nicht mehr kontrollierbar. Der CO2-Ausstoß hängt ja auch nicht zuletzt von der Fahrweise ab. Wer die ganze Zeit abwechselnd Vollgas gibt und wieder bremst, stellt ein deutlich größeres Risiko dar für andere Verkehrsteilnehmer und hat einen signifikant höheren Verbrauch als jemand, der das gleiche Fahrzeugmodell mit der gleichen Durchschnittsgeschwindigkeit und konstanter Fahrweise fährt.

Das Ordnungsamt kommt jetzt schon an die Grenzen festzustellen, welche Autos E-Autos sind (z.B. wenn Busspuren mitbenutzt werden dürfen oder besondere Parkplätze existieren) und das ist eine einfache ja/nein-Entscheidung.

Wenn jetzt pro Fahrzeugtyp oder gar pro Kombination von Einzelfahrzeug und Fahrer (die Ehefrau des Rasers fährt ja vielleicht 130 km/h mit demselben Auto viel sparsamer als ihr Mann) andere Tempolimits gelten, ist das aus meiner Sicht nicht mehr handhabbar.

Davon abgesehen ist CO2-Ausstoß nur ein Aspekt, der für ein Tempolimit spricht. Für Verkehrsfluss und Verkehrssicherheit wäre eine einheitliche, konstantere und niedrigere Geschwindigkeit, die für alle gleich ist, deutlich besser.

Aber wie gesagt, ich denke, dass Tempolimit 120 politisch leider schwer durchzusetzen ist, da die deutschen Premiumhersteller (Porsche, Mercedes, BMW, Audi, ...) allesamt dagegen lobbyieren.

Je höher wir das Limit im ersten Wurf ansetzen, desto schwerer wird es sein, dafür Gegenargumente zu finden. Kein ernstzunehmender Politiker wird sich auf eine Bühne stellen und sagen, dass Tempolimit 200 eine nicht hinnehmbare Zumutung sei. Und wenn wir das erst mal haben, wird sich auch niemand hinstellen, dass es inakzeptabel sei statt 200 nur noch 180 zu fahren (minus 10%).

Von mir aus, gerne 100/110 sofort aber wenn das niemand wagt, dann wenigstens à la "steter Tropfen höhlt den Stein" als gar nix anzugehen.

rbn ,

Auch CDU und AfD wollen kein Tempolimit angehen. Die AfD will sogar bestehende Tempolimits hinterfragen und abbauen. Die FDP ist in der aktuellen Regierung der Blockierer, aber leider hängt es auch nicht nur an ihnen. Wenn ich die Zahlen noch richtig im Kopf habe, wäre die einzige Koalition, mit der ein Tempolimit denkbar gewesen wäre, Rot-Rot-Grün. Und das wollte a) die SPD nicht, um ihr "wir sind die bürgerliche Mitte"-Image nicht zu gefährden und b) hatte es glaube ich ganz knapp nicht für die Mehrheit gereicht.

arappathor , an DACH - jetzt auf feddit.org
@arappathor@satzfetzen.de avatar

Antifaschistische Mindestanforderungen erfüllt und demokratisch gewählt.
Das könnt ihr auch!

rbn ,

Gestern Abend ebenfalls erledigt. Es sei der Kommentar erlaubt, dass es bei dieser Europawahl (zum letzten Mal) keine Sperrklausel (x Prozent-Hürde) gibt. Wenn man also nochmal einer kleineren Partei seine Stimme geben möchte, stehen die Chancen nicht sooo schlecht, dass diese auch ein Mandat bekommen könnte. Die Defakto-Sperrklausel liegt bei circa 0,7% pro Sitz.

rbn ,

Geh(t) bitte trotzdem wählen.

rbn ,

Es gibt Parteien, die hier eher zu Reformen bereit sind als andere. Wenn man sich also daran stört und ein Wahlrecht besitzt, wäre das ein Grund mehr davon Gebrauch zu machen. :>

rbn ,

Ich bin der Meinung, dass eine Sperrklausel nur dann demokratisch ist, wenn man für mehrere Parteien eine Priorität festlegen darf. Eine 5-Prozent-Hürde sorgt massiv dafür, dass die Leute nicht frei, sondern taktisch wählen.

À la "Ich stehe komplett hinter Partei A, wähle aber lieber das kleinste Übel bei den etablierten Parteien, damit die Stimme nicht verloren geht".

Bezüglich Regierungsbildung bezweifele ich, dass die Dauer da primär an der Anzahl der Parteien hängt. Koalitionsbildung um jeden Preis bei teils sehr gegensätzlichen Wahlkampfversprechen und Ideologien ist extrem schwierig. Das hat aber weniger damit zu tun, dass es so viele Parteien sind, sondern, dass die Parteien inhaltlich immer weiter auseinander driften.

Wenn es 10 links-grüne, 10 neoliberale oder 10 rechtsaußen Kleinstparteien gäbe, die gemeinsam eine Mehrheit hätten, wäre das vermutlich einfacher unter einen Hut zu bringen als 2 inhaltlich inkompatible große Parteien.

Gerade das Europaparlament ist da meines Erachtens das beste Beispiel für, wo Volt, Grüne, Piraten, Linke usw. zusammenarbeiten, OBWOHL sie aus diversen Parteien und Ländern kommen.

rbn ,

In deinem verlinken Artikel sind doch gleich mehrere Beispiele aufgeführt.

Es gibt mehrere Länder ohne Sperrklauseln, z. B. Südafrika, Portugal, Finnland und Nordmazedonien. Sie haben Verhältniswahlsysteme ohne eine gesetzliche Sperrklausel (in den letzten drei Ländern allerdings durch getrennte Wahlbezirke eine höhere faktische Sperrklausel).

Darüber hinaus nennt der Artikel im wesentlichen dieselben Vor- und Nachteile von Sperrklauseln, die hier bereits diskutiert werden.

Eine Regierung ist meist ein Zusammenschluss mehrerer Parteien. Eine Partei ist meist ein Zusammenschluss verschiedener Landesgruppen, die wiederum aus Ortsverbänden, die wiederum aus einzelnen Mitgliedern bestehen. Das heißt noch lange nicht, dass alle Ortsverbände oder gar alle Ortsverbände innerhalb z.B. der SPD die exakt gleiche Meinung vertreten. Trotzdem schaffen es diese unzähligen Menschen und Gruppen, einen Kompromiss zu finden, der die alle eint und motiviert Mitglied dieser Partei zu sein.

Mehrere Kleinstparteien in einem Parlament sind für mich da erstmal nichts fundamental anderes. Viele in Kleingruppen organisierte Individuen müssen sich zusammenfügen und einen Kompromiss finden. Und ich bin felsenfest überzeugt, dass dies besser und schneller gelingt zwischen Volt, Linke und Piraten als zwischen CDU und Grüne, die inhaltlich kaum Überschneidungen haben.

rbn ,

Ist ja nicht so, als gäbe es linke Politik nur bei "Die Linke". Für mich sind sie zwar durch den Weggang der BSW auch besser wählbar geworden aber es auch andere interessante Kandidaten. Volt bspw. ist mir z.B. bezüglich ihrer Ansichten zu Klimapolitik, strategischer Ausrichtung Europas usw. sehr sympatisch. Auch gefällt mir ihr Credo, wissenschaftlich fundierten Pragmatismus vor Idealismus zu stellen.

rbn ,

Gibt's hier schon sowas wie einen Bot, der einen morgen nochmal erinnert? Bei mir ist auch nur Countdown bislang.

rbn ,

@remindme 24 hours

rbn ,

Ein Kind zu bekommen bedeutet für die Gesellschaft einen zusätzlichen Menschen. Dieser zusätzliche Mensch leistet dann einen Beitrag an die Gesellschaft, verlangt aber der Gesellschaft umgekehrt auch einiges ab: Infrastruktur, Sozialleistungen, Platz- & Ressourcenverbrauch, Emissionen etc. Wie groß das Kosten/Nutzen-Verhältnis eines einzelnen Menschen für die Gesellschaft ist, dürfte sehr individuell (und auch ein Stück weit subjektiv) sein.

Pauschal zu sagen, mehr Menschen = immer gut für die Gesellschaft, halte ich für falsch.

Damit aber die Kinder, die da sind, zu wertvollen Mitgliedern der Gesellschaft werden können, ist es natürlich sinnvoll, in diese zu investieren. Deshalb gibt es ja beispielsweise (weitergehend) kostenlose Bildung, Kindergeld, Steuerbefreiungen für Vereine und vieles mehr. Auch Erziehungszeit durch die Eltern wird ja gesellschaftlich an vielen Stellen vergütet (Rente, Kindergeld, bezahlte Abwesenheit bei Kind krank, Zuschüsse für sozialschwache Familien uvm.).

Über die Höhe diverser Leistungen kann man sicher debattieren aber deine Aussage, dass man Eltern nicht honorieren würde, kann ich nicht nachvollziehen.

rbn ,

Man könnte ja eigentlich meinen, dass solche Gesinnungen dann evolutionär im Laufe der Zeit aussterben... Aber irgendwie hält es sich leider hartnäckig.

rbn ,

Ein früherer Leipziger NPD-Politiker bekam wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung und Volksverhetzung zwei Jahre und sechs Monate Haft.

https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/volksverhetzende-bucher-haft-und-bewahrungsstrafen-gegen-akteure-eines-rechtsextremen-verlags-11589488.html

Die Ermittler verdächtigen sie der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung.

https://www.sueddeutsche.de/politik/reichsbuerger-polizei-razzia-bundeslaender-1.6307991

rbn ,

Es existieren definitiv entsprechende Verträge zwischen den Herstellern/Großhändlern und den Krankenkassen und Apotheken. So kann es beispielsweise sein, dass die die Apotheke - je nachdem bei welcher Krankenkasse du bist - nicht die vom Arzt verordnete, sondern ein bestimmtes Generikum von dem Hersteller gibt, mit dem deine Krankenkasse einen Vertrag geschlossen hat. Barmer und AOK Patienten erhalten also u.U. bei gleichem Rezept und gleicher Apotheke unterschiedliche Marken.

Bei Ärzten gibt es solche direkten Vergütungen, Boni usw. meines Wissens nicht offiziell. Ich weiß aber, dass es teils Veranstaltungen von Pharmaherstellern gibt, zu denen Ärzte unter dem Vorwand einer Fortbildung eingeladen werden, auf die man die Familie mitbringen darf, wo es dann Essen und Hüpfburgen usw. gibt. Ob das dann wirklich zu massiven Unterschieden führt bei den Verordnungen, kann ich nicht beurteilen. Bei Standardpreparaten wie Heparin dürfte aber i.d.R. eher deine Krankenkasse über die Marke bestimmen und nicht der Arzt.

rbn , (Bearbeitet )

Eine Obergrenze fände ich sinnvoll. Ich finde allerdings, dass man diese nicht absolut, sondern relativ zum Mindestlohn, Bürgergeld, Mediangehalt o.ä. definieren sollte. Auf diese Weise würde man die Schere zwischen arm und reich reduzieren, hätte aber gleichzeitig für eventuelle Inflation oder Deflation vorgesorgt.

Ernährung am Existenzminimum: Wie viel Gesundheit verlangt das Grundgesetz? ( verfassungsblog.de )

Ist das Bürgergeld verfassungswidrig, weil es keine gesunde Ernährung ermöglicht? Ernährungswissenschaftliche Befunde, die erst nach der letzten Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts entstanden sind, sprechen dafür. Unter anderem der Wissenschaftliche Beirat beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft...

rbn , (Bearbeitet )

Ich bin bei dem Artikel irgendwie gerade ziemlich hin und her gerissen. Ich finde einerseits, dass Bürgergeld, Mindestlohn und Sozialleistungen definitiv erhöht werden sollten.

Die Begründung, dass man ja mindestens alle zwei Tage Fleisch oder Fisch brauche, finde ich ziemlich schwierig. Dass so viel Fleisch und Fisch gegessen werden ist erst ein ziemlich neues Phänomen und zu Jugendzeiten meiner Großeltern gab's das ein mal pro Woche. Günstige, alternative Proteinquellen gibt es ja durchaus und allein aus Umweltgesichtspunkten sollten wir nicht "alle zwei Tage Fleisch" als Mindeststandard definieren, wenn es gesundheitlich nicht nötig ist. Zumal viele Fleischgerichte aus gesundheitlichen Gründen auch durchaus ihre Tücken haben.

Soziale Teilhabe, Aufstiegschancen, bessere Chancen für Kinder usw. sind in meinem Augen bessere Argumente.

rbn ,

Habe ich gelesen aber eben nicht verstanden. Fleisch und insbesondere Fisch sind teuer, ja. Aber Linsen, Bohnen, Erbsen, Getreide usw. sind alle ziemlich billige Grundnahrungsmittel. Wenn das Bürgergeld dafür nicht ausreicht, dann reicht Bürgergeld aber auch einfach gar nicht, um sich irgendwie zu ernähren. Noch günstiger geht eigentlich nur noch, indem man ausschließlich Mehl, Zucker und Kartoffeln isst.

rbn ,

Diese Begründung hätte ich wesentlich besser gefunden. Mehr frische Zutaten treiben sicher deutlich den Preis nach oben und haben auch sicher einen positiven Effekt auf die Gesundheit.

Das Geld sollte für eine gesunde und ausgewogene Ernährung ausreichen. Fleisch und Fisch sollten sich aus meiner Sicht wieder mehr zu einem Luxusgut entwickeln, dass nur noch in Maßen gegessen werden sollte. Ein Mindeststandard mit "x mal pro Woche" wäre da das genaue Gegenteil.

rbn ,

Wie gesagt: ich bin für eine Erhöhung. Ich finde es nur widersprüchlich, wenn wir als Gesellschaft darüber diskutieren, bspw. die Mehrwertsteuer auf Fleisch anzuheben, um durch den höheren Preis die Nachfrage zu senken und gleichzeitig eine so hohe Mindestmenge Fleisch festlegen, die sich jeder leisten können soll.

rbn ,

Das dürfte eher deine Zwischennetzprotokollversion sein. Hier ist glaube ich eher deine Zwischennetzprotokolladresse gefragt.

rbn ,

Das Feld beschreibt, wenn ich es richtig verstanden habe, welches höhere Protokoll das Zwischennetzpaket enthält. Die Werte 4 und 6 wären dabei Zwischennetzprotokoll Version 4 bzw. Übertragungskontrollprotokoll. Wenn OP immer und überall nur 4 und 6 nutzt, wäre es z.B. NIE Zwischennetzprotokoll Version 6, NIE Benutzerdatengramm, NIE Flüsschenkontrollübertragungsprotokoll usw.

Ist das nicht eher unwahrscheinlich? Oder stehe ich auf dem Schlauch?

rbn ,

Not sure if it's just me but personally Boss in general feels like an anti status symbol. Whenever I see someone wearing clothes with an obvious Boss logo on it I cringe a bit and think of them having a very low self esteem and poor spending habits...

rbn ,

Hier müsste eben (indirekt) der Staat für die Würde mehr Geld ausgeben. Ich denke, zu einem großen Teil haben wir einfach ein großes Budgetproblem in Deutschland. Pflegeheime, Polizei, Krankenhäuser, Bahn, Straßen, Brücken, Umwelt, ärztliche Versorgung auf dem Land, Schulen, soziale Grundsicherung...

Sicher gibt es an vielen Stellen auch Missstände, wie und wofür Gelder verteilt werden aber ich würde sagen, wenn wir alle Probleme angehen möchten, fehlt einfach Geld auf der Einnahmenseite. Fast alles ist chronisch unterfinanziert.

Wir müssten aus meiner Sicht dringend das Steuersystem überarbeiten, sodass in Summe mehr rumkommt. Steuererhöhungen sind aber leider ziemlich unpopulär, weshalb kaum ein Politiker wagt, das in Angriff zu nehmen.

rbn ,

Da wir keinen Haushaltsüberschuss haben, wird ja aktuell alles Geld was reinkommt, auch irgendwo ausgegeben. Wenn wir im sozialen Bereich vom bestehenden Budget mehr investieren wollen, müssen wir also woanders Einsparungen machen.

Entweder, indem wir diese Themen herunterfahren, wie aktuell bei der Bahn, wo aktuell wieder mal im Gespräch ist, weniger Regionalzüge einzusetzen, um Kosten zu sparen.

Oder wir müssen versuchen, die gleiche Leistung mit weniger Kosten zu erbringen, indem zum Beispiel

  • Korruption bekämpft wird (gut aber sehr schwierig), wie Beraterverträge an Freunde von Entscheidungsträgern oder Unternehmen, die gleichzeitig Regierung und Wirtschaft beraten
  • Prozesse effizienter gestaltet werden durch Digitalisierung o.ä. (grundsätzlich gut, aber erfordert in der Regel große Investitionen am Anfang und führt unter Umständen an anderer Stelle zu Mehrkosten an Arbeitslosengeld/Bedingungsloses Grundeinkommen, wenn Personal eingespart wird)
  • Oder eben Löhne drücken und mehr Arbeit auf weniger Köpfe verteilen. Und damit würden wir die bestehenden Missstände aus der Pflege in andere Bereiche verlagern

Kurzfristig sehe ich aber nur die Möglichkeit, wenn wir als Gesellschaft JETZT investieren wollen, dass wir entweder mehr Staatsschulden aufnehmen oder die Steuer anheben.

Europawahl-Kandidat Maximilian Krah: FBI befragte AfD-Spitzenpolitiker zu möglichen Zahlungen aus kremlnahen Quellen - DER SPIEGEL ( archive.is )

Hat AfD-Politiker Maximilian Krah Geld von prorussischen Gönnern bekommen? Nach Recherchen von SPIEGEL und ZDF gehen Behörden diesem Verdacht nach. Der Europaparlamentarier weist die Vorwürfe zurück

rbn ,

Foto des Raben Kra aus der Kinderserie Alfred Jodokus Quack

Immer wenn ich von diesem Typen lese, muss ich an diesen Zeitgenossen aus meiner Kindheit denken: gleicher Name, gleiche Frisur, gleiche Gesinnung.

rbn ,

Besonders problematisch seien Eier in verarbeiteten Produkten wie Nudeln, Kuchen und Süßigkeiten. Dabei werden oft Eier verarbeitet, die die Mehrheit der Verbraucher eigentlich ablehne - nämlich Eier aus Käfighaltung.

Ich frage mich ehrlich bis heute, wieso die Industrie überhaupt in so viele Produkte Eier rein mischt. Meiner Meinung sind die weder für Geschmack, noch Konsistenz noch für die Lebensmittelsicherheit sonderlich zuträglich. Zumindest bei Kuchen oder Nudeln würde ich sagen, dass ein Durchschnittsverbraucher keinen Unterschied schmecken kann. Und selbst Eier aus der schlechtesten Haltungsform dürften in Einkauf und Verarbeitung ja immer noch eine verhältnismäßig teure Zutat sein.

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