flora_explora ,
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Hast du das selber gelesen? Also schon Butter essen ist nicht drin. Und Einfrieren oder haltbar machen ist auch nicht. Und dazu geht es bei "Naturprodukt" ja größtenteils um einen durch die EU geschützten Begriff zur Vermarktung von Produkten. Es geht hier nicht um eine vermeintlich "natürliche" Ernährung.

Was in dem Wiki-Artikel auch nicht vorkommt: wo ist Gemüse und Obst denn bitte ein Naturprodukt? Wir haben diese Pflanzen über Jahrtausende doch so stark angepasst und so starke Veränderungen ausgesetzt, dass sie niemals mehr "natürlich" sein können. Wer weiß, was da alles für Stoffe durch Mutationen hervorgegangen sind, die es so vorher nicht in Pflanzen gab. Und Pilze? Alleine die ganze menschengemachte Schwermetall- und Radioaktivitätsbelastung lässt da meiner Meinung nach auch schwer von einem Naturprodukt sprechen. Was ist denn bitte an Honig ein "natürliches" Produkt? Honigbienen leben in höchst unnatürlichen Stöcken und kriegen Zuckerwasser zu trinken, nehmen all die Pestizide auf und auch die ganzen Monokulturen rundherum helfen nicht. Apis mellifera wurde natürlich auch sehr viel gezüchtet, um eben mehr Honig zu erzeugen. Alles andere als "natürlich".

Und noch mal, all das rein gar nix mit einer "natürlichen" Ernährung zu tun, also dem Verhältnis und die Zubereitungsarten verschiedener Lebensmittel in der Ernährung. Wie willst du das bitte definieren? Wo setzt du da anthropologisch an (von historisch kann man hier nicht mehr sprechen, wir haben schlicht keine historischen Quellen), wann haben sich Menschen noch "natürlich" ernährt? Also schon die ganze sesshafte Kultur und Landwirtschaft schon mal nicht.

Es gibt auch Wissenschaftler:innen, die forschen an menschlichen Anpassungen an Alkohol und es gibt Indizien darauf, dass unsere Vorfahren fast durchgehend einen leichten Pegel hatten durch all das leicht vergorene Obst, das sie gegessen haben. D.h. Alkohol in Maßen wäre wahrscheinlich also "natürlich"?

Ich hoffe du merkst, was für ein Quatsch eine Einteilung in "natürlich" und "künstlich" ist. Klar, ich gebe dir Recht, dass sehr stark verarbeite Produkte dazu tendieren, weniger gesund für Menschen zu sein. Aber es ist sicherlich auch schwer daraus allgemeingültige Regeln oder Aussagen abzuleiten. Ich will wirklich nicht sagen, dass konventionelle Landwirtschaft das gleiche wie ökologische ist. Es gibt natürlich enorme Unterschiede. Aber bei so unterkomplexen Einteilungen in gut vs böse werde ich skeptisch.

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