rbn , (Bearbeitet )

Persönlich erfordert es [...] keine große Gewohnheitsumstellung wie der Umstieg von Auto auf ÖPNV oder von Fleischessen auf Veganismus.

Ich bleibe dabei, dass das subjektiv ist. In einfachen Sätzen à la "Wir brauchen mehr Ärzt*innen in ländlichen Regionen" kann ich das Gendern noch ganz gut ab. Bei komplexeren Sätzen mit Pronomen, Reflexivsätzen o.ä. wird es für mich schnell hakelig und stört mein persönliches Sprachempfinden.

Ich lebe seit ungefähr 7 Jahren vegetarisch und seit 3 komplett vegan. Ich fand den Zwischenschritt Vegetarier ganz gut für den Übergang aber beide Stufen waren für mich kein großer Akt. Ich war noch nie sonderlich wild auf Fleisch und für alle anderen tierischen Produkte gibt es für meinen Geschmack äquivalente Alternativen. Andere leben für ihr Steak vom Grill und gehen dir etwas überspitzt ausgedrückt fast an die Gurgel, wenn du deinen Pilzspieß daneben legen willst.

Ich fahre noch Auto. Ich hatte 6 Jahre ein Fahrzeug mit Biogas und bin jetzt dieses Jahr auf ein sehr sparsames Elektromodell umgestiegen. Fahre auf der Autobahn nur 100 oder 110. Für mich war das kein Ding. Ich fänd auch Tempo 30 innerorts und 80 überall sonst in Ordnung. Das als Forderung politisch durchzusetzen, würde wahrscheinlich bürgerkriegsähnliche Zustände auslösen.

Ganz auf's Auto verzichten zu können fände ich toll, aber das geht ginge mit meinem aktuellen Wohnort und Lebensgewohnheiten nur mit erheblichen Einschränkungen.

Versuch mal, dir mal eine ganz einfache Forderung aus dem "gegnerischen" Lager vorzustellen. Zum Beispiel könnte eine erstarkte Rechte fordern, dass zur nächsten WM oder zum Tag der Wiedervereinigung jeder in Deutschland eine Flagge zu hissen und sich mit einem schwarz-rot-goldenen Schminkstift die Wangen zu zieren hat. Zur Stärkung des Patriotismus und des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Geldeinsatz? Gering. Körperlicher Kraftakt? Wohl kaum. Große Gewohnheitsumstellung? Wohl auch eher nicht. Ist ja schließlich nur für ein paar Tage. Aber heilige Scheiße würde mir so eine Regel gegen den Strich gehen! Wenn dann nicht nur eine, sondern ständig solche Gängelungen aus dem rechten Spektrum kämen, wäre es wahrscheinlich nicht weit hin, bis ich selbst Mistgabeln und Fackeln aus dem Keller holen würde.

Ich glaube, wir beide sind politisch gar nicht nicht so verschieden eingestellt. Würde mich zumindest auch im "links grün versifften" Sektor einordnen. Da gibt es in Deutschland deutlich stärker abweichende Standpunkte.

Das Thema "Gleichberechtigung" ist dabei meines Erachtens gar nicht so kontrovers. Selbst unter CDU- oder AfD-Wählern fordern glaube ich die wenigsten, Frauen "zurück an den Herd" zu schicken. Auch bei LGBTQ-Themen haben wir glaube ich zumindest bei vielen den Kompromiss "sollen sie doch lieben, wen sie wollen, solange sie mich in Ruhe lassen" erkämpft. Da ist sicher noch Luft nach oben, da bin ich bei dir.

Mein Bauchgefühl bei Gendergerechter Sprache ist aber eher, dass nur die Leute mitmachen, die sowieso schon sehr offen sind und auf Diskriminierungsfreiheit bedacht sind. Die wiederum, die sich (aus meiner Sicht) gerne noch bewegen dürften, empfinden jede Form von "Gendergaga" als höchste Form der Provokation. Und dass wir die Leute durch Provokationen einfangen und zum besseren bekehren, halte ich für fraglich.

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