CyberEgg ,

Naja, auch ein gegnerisches Maskulinum ist schon Gendern. Gendersensible Sprache ist auch keine willkürliche Maßnahme, sondern hat einen sehr gezielten Ansatz, den du sicher schon gehört hast. „Sprache schafft Bewusstsein,“ dahinter steht eben der Gedanke, dass sprachliche Inklusion anderer Geschlechter diese sichtbar macht. Das ist alles andere als willkürlich.

Ich würde entgegnen, dass wir generell in Stereotypen denken. Wenn uns im Leben zumeist männliche Ärzte begegnen, so ist dies auch unsere erste Assoziation. Ebenso denken aber die wenigsten beim Wort "Arzt" an einen Menschen, der im Rollstuhl sitzt oder eine Burka trägt. Wieso sollten wir jetzt der Diskriminierung aufgrund des Genders mit einer neuen Sprache begegnen, nicht aber der Herkunft o.ä.?

Weil wir keine herkunfts-, religions- oder rollstuhlanzeigende Wortendungen haben. Gender ist die einzige Eigendschaft, die wir in Personenbezeichnungen einfließen lassen.

Ich denke, wir sind, was Geschlechtergerechtigkeit angeht, schon auf einem ganz guten Weg. Im Vergleich zur letzten oder vorletzten Generation haben wir heutzutage schon so viele Fortschritte gemacht und ich sehe eigentlich auch nicht, dass diese Entwicklung an Fahrt verliert. Wir sollten die Anstrengungen aufrecht erhalten und auch auf möglichst viele andere Bereiche vom Diskriminierung ausweiten. Eine Anpassung der Sprache braucht es dazu meiner Meinung nach nicht.

Ich würde nicht sagen, dass wir auf einem guten Weg sind, nur weil schon ein Stück des Weges gegangen sind. Es geht hier immer noch um mehr als 50% der Bevölkerung, die nicht die gleichen Rechte und Chancen haben wie ein cis Mann mit vergleichbaren Lebensumständen.
Und wie sollte man es nicht als „an Fahrt verlieren bezeichnen, wenn man eine Maßnahme von so geringem persönlichen Aufwand wie gendergerechte Sprache ablehnt, zumal sie doch im Verhältnis zum Aufwand sehr viel zu bringen scheint?

Klar haben wir noch viel mehr Baustellen, aber die muss man nicht vernachlässigen, weil man darauf achtet, wie man gendert.
Und ehrlich gesagt geht mir das Ausspielen verschiedener Diskriminierungsformen gegeneinander und der darin enthaltend Whataboutism tierisch auf die Nerven. Das sollten wir sein lassen.

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