Zerstörtes "Tagebuch der Anne Frank": Akens Bürgermeister ruft zu Zeichen gegen Hass auf | MDR.DE ( www.mdr.de )

In Aken im Landkreis Anhalt-Bitterfeld sollen drei Jugendliche an einer Bushaltestelle eine Ausgabe des "Tagebuchs der Anne Frank" verbrannt haben.

Der Bürgermeister der Stadt, Jan-Hendrik-Bahn, verurteilt die Tat und ruft zu Toleranz auf. Die Jüdin Anne Frank war im Zweiten Weltkrieg von den Nationalsozialisten deportiert worden und starb im Konzentrationslager Bergen-Belsen.

Nachdem drei Jugendliche in Aken im Landkreis Anhalt-Bitterfeld ein Exemplar von "Das Tagebuch der Anne Frank" beschädigt und in Teilen verbrannt haben sollen, hat der Bürgermeister der Stadt, Jan-Hendrik Bahn, zu einem Zeichen gegen Hass und Intoleranz aufgerufen.

Bahn spricht von einem "barbarischen Akt". Er sei bestürzt und traurig, "dass eine solche Tat in Aken stattgefunden hat". Das Tagebuch beschreibt er als "Symbol für die schrecklichen Verbrechen und das unsagbare Leid während des Holocausts", außerdem als "zeitloses Vermächtnis eines jungen Mädchens, welches für das Leid aller unschuldig Verfolgten weltweit steht".

Der Bürgermeister ruft die Menschen in und um Aken dazu auf, ein klares Zeichen gegen Intoleranz und Hass zu setzen. Es sei unerlässlich, "dass wir unseren Menschen, unserem Land und der Welt zeigen, dass wir in Aken für Toleranz, Menschlichkeit und Respekt vor der Geschichte stehen".

Ein 15-Jähriger und zwei 16-Jährige sind nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch an einer Bushaltestelle von Zeugen beobachtet worden, wie sie ein Exemplar des Tagebuchs von Anne Frank verbrannt haben.

Als die Polizei eintraf, sei das Feuer bereits erloschen gewesen. Die Polizei hat die Beschuldigten an ihre Eltern übergeben. Ermittlungen wegen des Verdachts der Volksverhetzung laufen.

Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) sagte, Anne Franks Tagebuch sei ein bewegendes Zeugnis des Leids und der Unmenschlichkeit, die während des Zweiten Weltkriegs über die jüdische Bevölkerung gebracht wurde. "Es dient als Mahnmal und als Aufruf, niemals zu vergessen, was geschehen ist, und sicherzustellen, dass solche Grausamkeiten nie wieder geschehen. Die Respektlosigkeit und Ignoranz, die in solch einer Tat zum Ausdruck kommen, sind erschreckend und absolut inakzeptabel."

Der Vorfall verdeutliche, wie wichtig eine fundierte fächerübergreifende politische Bildung in den Schulen sei, so die CDU-Politikerin. "Der Geschichts- und Literaturunterricht muss jungen Menschen nicht nur Fakten vermitteln, sondern auch das Verständnis für die menschlichen Schicksale und historischen Zusammenhänge hinter den gesellschaftlichen Entwicklungen fördern."

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat am Donnerstag in Dessau-Roßlau dazu aufgerufen, bei Antisemitismus, Ausgrenzung oder Fake-News sofort zu widersprechen – im Familienkreis und auch im Sportverein. Lindner sagte bei einem Besuch der Neuen Synagoge in Dessau-Roßlau im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT, wenn man schweige, stimme man zu.

Bereits 2006 war in Pretzien auf einer öffentlichen Feier eine Ausgabe des Buches verbrannt worden. Deshalb waren damals fünf Männer zu jeweils neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Das Amtsgericht Schönebeck sah es 2007 als erwiesen an, dass die 24- bis 29- Jährigen die Tat während einer "Sonnenwendfeier" gemeinsam geplant hatten.

Die Männer wurden wegen Volksverhetzung und der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener verurteilt. Zwei Angeklagte wurden mangels Beweisen freigesprochen. Die Tat hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt.

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